Das Zukunftswerk blickt zurück auf 5 Jahre Aachener Vertrag
Von Stephanie Hesse
Übersetzung ins Französische von Marie Millot-Courtois und Marion Davenas
Als Angela Merkel und Emmanuel Macron am 22. Januar 2019 den Vertrag von Aachen unterschrieben, einigten sie sich auf das in Artikel 22 formulierte gemeinsame Ziel, „Interessenträger und einschlägige Akteure aus beiden Staaten […] in einem deutsch-französischen Zukunftswerk [zusammenzubringen], um sich mit Transformationsprozessen in ihren Gesellschaften auseinanderzusetzen.“
Seither hat das Zukunftswerk über 1 000 kommunale Akteure zusammengebracht, Forschungsreisen in über 30 Städte unternommen, 160 Veranstaltungstage mit zweisprachigen Diskussionen organisiert sowie 30 Publikationen und Studien veröffentlicht. Sie beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Aspekten der sozial-ökologischen Transformation, und reichen von der Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen über lokale, nachhaltige Ernährungsweisen und Beteiligungskulturen bis hin zu grüner Infrastruktur und der Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs.
Am 18. Januar 2024 erschien die zweite Ausgabe dieser Handlungsempfehlungen mit einem Fokus auf die Frage, wie kommunale Flächen nachhaltiger umverteilt und umgenutzt werden können.
Eine Zwischenbilanz in feierlichem Rahmen
Das Zukunftswerk nahm das 5. Jubiläum des Aachener Vertrags zum Anlass, um seine neuen Handlungsempfehlungen in einem Festakt im Haus der Bundespressekonferenz vorzustellen. Über 100 Gäste waren anwesend – darunter Partner:innen des Projekts, Resonanzraummitglieder, Vertreter:innen von Verbänden, Politiker:innen und andere interessierte Akteure.
Mit hochrangigen Podiumsgästen eröffnete Prof. Dr. Frank Baasner, deutscher Co-Direktor des Zukunftswerks, die Diskussion: François Delattre, Französischer Botschafter in Deutschland, Andreas Jung, klima- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Sabine Buis, Co-Direktorin des Zukunftswerks in Paris, Helmut Kleebank (SPD), Vorsitzender des Parlamentarischen Beirats für Nachhaltige Entwicklung und Sandra Weeser (FDP), Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen und Vorstandsmitglied der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung, blickten gemeinsam auf die Rolle des Zukunftswerks in den deutsch-französischen Beziehungen.
Innovation in den deutsch-französischen Beziehungen
François Delattre fasste passend zusammen: „In nur wenigen Jahren ist das Zukunftswerk zu einem Labor von guten Ideen geworden, dank dessen wir die innovativen Lösungsansätze in beiden Ländern vergleichen können und somit bei der Bewältigung der gemeinsamen Zukunftsaufgabe ‚nachhaltige Entwicklung‘ vorankommen.“
Zu dem von Delattre beschriebenen Labor gehören vor allem zwei Elemente, die den deutsch-französischen Beziehungen neue Dynamik verleihen: der Bottom-up-Ansatz, mit dem das Zukunftswerk die Stimmen und Bedarfe auf lokaler Ebene bis hin in die nationale Politik kommuniziert und das Format der „deutsch-französischen Resonanzräume“, bei dem über 40 Expertinnen und Experten verschiedenster Disziplinen in einem kollektiven Denk- und Schreibprozess die Handlungsempfehlungen erarbeiten. Anna Stratmann, Geschäftsführerin des Bundesverbands Die Stadtentwickler, und Sébastien Douche, Projektleiter im Bereich Klima, Luft und Energie der Metropolregion Metz, gehören zu diesem Expert:innenkreis und diskutierten mit Lale Eckardt, Geschäftsstellenleiterin des Zukunftswerks in Berlin, die Innovationskraft dieser Methode.
Aktionsvorschläge für eine Stadtentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit
In seinem zweiten Arbeitszyklus hat das Zukunftswerk Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung bearbeitet. Anhand ausgewählter Schwerpunkte wie Mobilität, Begrünung und gemeinwohlorientierte Bodennutzung wurden sieben politische Handlungsempfehlungen mit konkreten Aktionsvorschlägen entwickelt. Lale Eckardt stellte diese während des Festakts vor und diskutierte sie anschließend mit Rafaëlla Fournier (Cerema), Klaus Illigmann (Stadt München), Dr. Julia Jarass (DLR) sowie mit Marlene Krippendorf (Stadt Siegen) und Nicolas Soudon (ADEME). Sie alle waren Mitglieder der Resonanzräume und an der Erarbeitung der Handlungsempfehlungen beteiligt.
Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich finden zukunftsweisende Innovationen auf kommunaler Ebene statt, wenn es um die Bewältigung der aktuellen enormen Herausforderungen und Transformationen geht. Ausgehend vom deutsch-französischen Dialog bringt das Zukunftswerk mit seinen Empfehlungen Argumente in den politischen Raum ein, die den handelnden Personen Anregungen und Argumente zur Verfügung stellen. Und gleichzeitig kommen französische und deutsche Gruppen aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ins Gespräch über ihre fachlichen Anliegen, die noch nicht in den deutsch-französischen Austausch eingebunden waren.