Integrierte Quartiersentwicklung: Stadtumbau und Energiewende werden zusammengedacht

In Chemnitz zeigt sich, wie energetische und soziale Konzepte in der Stadtentwicklung mittels eines integrierten Quartiersansatzes gemeinsam erfolgreich verwirklicht werden können. Im Gründerzeitviertel Chemnitz-Brühl konnte die Stadt Leerstände reaktivieren und Quartierszentren stärken. Stand 2022: 90 Prozent der Gebäude sind saniert, das Niedertemperaturnetz LowEx ist realisiert und die Leerstandsquote im Brühl konnte drastisch herabgesetzt werden. Nun wird der Ansatz auf die Quartiere Sonnenberg, Zwickauer Straße und Altchemnitz ausgeweitet und in die kommunale Wärmeplanung integriert.

Autarke Wärmeversorgung mit dem Niedertemperaturnetz „LowEx“

Das Referenzprojekt des KfW-Programms 432 Energetische Stadtsanierung wird seit 2012 für den Stadtteil Brühl unter Beteiligung der Stadtverwaltung, der kommunalen Energieversorger und der Technischen Universität Chemnitz umgesetzt. Die Besonderheit des Projekts ist das Niedertemperaturnetz LowEx, das für eine nachhaltige und energieeffiziente Wärmeversorgung im Quartier ausgelegt ist. Seit 2016 wird in das Netz aus Sonnenenergie gewonnene Wärme eingespeist. 10 Prozent stammen aus einem Wärmespeicher. Um im Brühl möglichst schnell eine autarke und klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen, wurde das LowEx-Wärmenetz vom restlichen Fernwärmesystem der Stadt entkoppelt. So konnten im Jahr 2018 bereits 230 Häuser mit solarer Wärme beheizt werden.

Leerstand bekämpfen, Zentren neu beleben

Darüber hinaus dachte Chemnitz im Quartiersansatz die energetische Gebäudesanierung mit der Reaktivierung des Leerstands und der Stärkung der Zentren zusammen. Gefördert vom Städtebauprogramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren konnten 90 Prozent der Gebäude bis 2022 saniert werden. Die Stadt reduzierte den Leerstand von 90 auf 10 Prozent zwischen 2012 und 2020. Im Rahmen des Umzugs der Universitätsbibliothek in den Brühl bot sie den Student:innen die Möglichkeit, das Viertel gemeinsam mit anderen Akteur:innen neu zu gestalten und wiederzubeleben.

Förderprogramme als ein Schlüssel des Erfolgs

Auch die Quartiersentwicklung mit seinem integrierten Handlungskonzept (IHK) für Altchemnitz läuft über eine Kombination unterschiedlicher Förderprogramme: Das IHK wurde mithilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erstellt, der auch die lokale Wirtschaft im Quartier unterstützte. Das darin enthaltene integrierte energetische Quartierskonzept wird über das KfW-Programm 432 Energetische Stadtsanierung realisiert. Über das Forschungsprojekt Kooperationen im Quartier unterstützten Bundesmittel die Vernetzung mit den Eigentümer:innen. Ein energetisches Sanierungsmanagement unterstützt die Umsetzung und Aktivierung der Akteure. Frei- und Brachflächen sollen revitalisiert und der Ausbau erneuerbarer Energien sowie des Fernwärmenetzes vorangetrieben werden.

Chemnitz wurde für seine erfolgreiche kommunale Klimapolitik mehrfach mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet, in den Jahren 2015, 2019 und 2023 mit der höchsten Kategorie Gold.