Pionier mit Blick in die Zukunft: Energiewende als Langzeitprojekt für die Region
Was Brest auszeichnet
Das 1988 in Betrieb genommene Fernwärmenetz der Stadt Brest ist ein landesweites Vorzeigeprojekt: Es wird zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien und Abwärme (énergies renouvelables et de récupération, kurz: ER&R) gespeist und ist mit dem stabilen Wärmepreis von rund 59 €/MWh zugleich eines der günstigsten in Frankreich. Eine breite politische Unterstützung vor Ort für diese Schlüsselinfrastruktur der Energiewende ermöglichte den sukzessiven Ausbau des Netzes, das heute 53,5 km lang ist und den Bedarf von 25.000 Wohneinheiten deckt.
Die Métropole Brest (vergl. mit einem Landkreis) engagiert sich besonders in Städtenetzwerken und bei internationalen Kooperationsprogrammen. Das europäische Projekt Compete4SECAP beispielsweise ermöglichte der Stadt, ein Energiemanagementsystem (EMS) einzuführen. Durch dessen Nutzung gelang es, den Energieverbrauch durch öffentliche Beleuchtung um rund 22 Prozent zu senken. In Zukunft soll auch die Energienutzung des Bereichs „bauliches Kulturerbe“ durch das EMS verwaltet werden.
Diese Initiativen zeugen von großer Motivation und großem Durchhaltevermögen und wurden von der französischen Agentur für ökologische Transformation ADEME mit der Höchstbewertung von fünf Sternen bei der Auszeichnung Climat Air Energie belohnt. Der Preis prämiert unter anderem die transversale Integration von Energie- und Umweltfragen in die Stadtverwaltung.
Mehr erfahren über Brest
Die bretonische Stadt Brest, die durch ihren Hafen am Atlantik und ihre militärische Geschichte geprägt ist, trägt noch immer die Spuren ihrer industriellen Vergangenheit. Als Folge der schweren Bombardierungen während des Zweiten Weltkrieges stellt das weitgehend wiederaufgebaute Stadtbild mit einer Bausubstanz aus den 1950er- und 1960er-Jahren die energetische Gebäudesanierung vor besondere Herausforderungen. Brest ist zudem ein Hochschulcluster mit 29.000 Studierenden, der Université de Bretagne Occidentale und wichtigen nationalen Forschungszentren wie dem französischen Meeresforschungsinstitut IFREMER (Institut français de recherche pour l'exploitation de la mer).
François Cuillandre (Parti Socialiste) regiert die Stadt und Metropolregion seit 2001. Während seiner mehrfachen Amtszeiten setzte er wichtige und prestigeträchtige Infrastrukturprojekte um, unter anderem die Straßenbahn und die 2016 eröffnete erste städtische Seilbahn Frankreichs.
1988: Inbetriebnahme des Fernwärmenetzes
2012: Gründung von Tinergie, einer Plattform für die energetische Sanierung von Wohngebäuden in der Metropolregion Brest
2017: Unterzeichnung der Konvention Territoire à Energie positive pour la croissance verte (TEPcv) der Region Brest
2023: Vorstellung der Energieplanungsstudie der Region Brest
Interesse des Deutsch-Französischen Zukunftswerks
Brest hat im Bereich der regional initiierten Energiewende Vorbildcharakter. Wir interessieren uns besonders für die Erfolgsfaktoren und Planungsansätze der Stadt. Mit Blick auf unsere Handlungsempfehlungen wird der Austausch mit den lokalen Akteur:innen mehr Klarheit darüber schaffen, wie ein nationaler Rahmen geschaffen werden kann, der die Verbreitung ähnlicher Projekte begünstigt.