Bürgerenergie: Finanzielle Beteiligung für mehr Akzeptanz?
Um nationale Zielsetzungen für eine klimaneutrale Energieversorgung zu erfüllen, braucht es mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien (EE). Es sind die Kommunen, die diese Mammutaufgabe stemmen müssen. Welcher Technologie- und Infrastrukturmix dabei der richtige ist, kann nur kontextspezifisch anhand der lokalen Bedingungen ermittelt werden. Allen gemein ist jedoch: Planung und Umsetzung müssen schnell gehen.
Zwei große Herausforderungen sind die Finanzierung und die lokale Akzeptanz von EE-Projekten. In diesem Kontext wird die finanzielle Beteiligung und Mitsprache von Bürger:innen zunehmend als Chance gesehen. Während in Frankreich Bürgerenergieprojekte erst seit einigen Jahren als Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Kommunen immer stärker zur lokalen Energiewende beitragen, galt Deutschland lange als Vorreiter in diesem Bereich. Diese Dynamik ist allerdings Mitte der 2010er Jahre ins Stocken geraten ist.
Wir haben anhand von Erfahrungswerten aus Deutschland und Frankreich gemeinsam die Chancen der Bürgerenergie erörtert. Ausgangspunkt unsere Diskussion war ein Praxisbeispiel aus der Ortschaft Hoort in Mecklenburg-Vorpommern: Die 16 Windenergieanlagen des dort ansässigen Windparks wurden in drei Gesellschaften aufgeteilt: 10 gehören dem Projektentwickler Loscon, 2 dem Energieversorger WEMAG und 4 sind als Windpark Hoort 2 GmbH & Co. KG im lokalen Besitz der Gemeinde Hoort (47,5%), der Bürger:innen aus Hoort (11%), der WEMAG (5%) und der Umlandgemeinden. Umgesetzt wurde dieses Vorhaben parallel zur Entwicklung des Bürger- und Gemeindebeteiligungsgesetzes, das seit 2016 Projektträger von Windparks in Mecklenburg-Vorpommern dazu verpflichtet, Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten. Im zweiten Teil des Dialogs haben wir uns gefragt, was sich aus den Erfahrungen im Strombereich für die Bürgerenergie im Wärmebereich lernen lässt.
Peer-Dialoge
Einer der Grundpfeiler des Deutsch-Französischen Zukunftswerks ist der Dialog. Dieser ist ein wichtiges Instrument, um lokale Lösungen zu identifizieren und zu verstehen. Unsere Dialoge bringen Akteur:innen aus Deutschland und Frankreich zusammen: Mitarbeitende und Menschen in Führungspositionen in kommunalen Verwaltungen, Akteur:innen vor Ort und andere Entscheidungsträger:innen. Diese Räume des Dialogs fördern den gegenseitigen Erfahrungsaustausch, die gemeinsamen Überlegungen und die deutsch-französische Zusammenarbeit.
Die meisten Peer-Dialoge werden online mit einer Dauer von zwei Stunden durchgeführt und bringen 10 bis 20 deutsche und französische Teilnehmende zusammen. Simultane Übersetzungen ermöglichen es, sich in der favorisierten Sprache auszudrücken. Jeder Dialog ist in zwei Teile gegliedert: Zunächst erzählen ein oder zwei Vertreter:innen aus Kommunen von ihren Erfahrungen zu dem gewählten Thema und beantworten die Fragen der anderen Teilnehmenden. Der zweite Teil widmet sich einem moderierten Austausch durch das Sekretariat des Zukunftswerks, der sich auf die Themen konzentriert, die die Teilnehmenden vertiefen möchten.