Unser Ansatz
Das Deutsch-Französische Zukunftswerk, das im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde, zielt darauf ab, den sozialen und ökologischen Wandel sowohl in Deutschland als auch in Frankreich zu beschleunigen. Obwohl das eine globale Herausforderung ist, spielt die lokale Dimension eine entscheidende Rolle, da dort die Veränderungen konkret umgesetzt werden: lokale Ernährung, Mobilitätswende, Stadtbegrünung, … diese Themen beschäftigen uns und die Kommunen, mit denen wir zusammenarbeiten.
Thematische Arbeitszyklen von 12 bis 18 Monaten strukturieren unsere Arbeit. Die Themen werden von unserem Lenkungskreis auf Grundlage von Vorschlägen des Sekretariats des Zukunftswerks ausgewählt. Im ersten Arbeitszyklus (2020/2021) beschäftigte sich das Zukunftswerk mit dem Zusammenspiel zwischen ökologischem Wandel und ökonomischer sowie sozialer Resilienz. Im Arbeitszyklus 2022/2023 widmen wir uns der nachhaltigen Stadtentwicklung.
Unser Ansatz basiert auf den Recherchen nach besonders innovativen lokalen Praktiken, die wir in einem transdisziplinären und partizipativen Ansatz untersuchen. Wir fördern den Dialog zwischen den Kommunen und anderen Akteur:innen, die diese Transformation vor Ort vorantreiben. Mit unserer Arbeit möchten wir die öffentliche Debatte mit diesen lokalen Erfahrungen anreichern und den Austausch mit den nationalen Entscheidungsträger:innen unserer beiden Länder fördern. Auf diese Weise vernetzen wir Akteur:innen, die unsere französischen und deutschen Regionen transformieren.
Wie wählen wir die Kommunen aus, mit den wir zusammenarbeiten? Das erste Kriterium ist natürlich das Interesse der Gebietskörperschaften selbst. Das Sekretariat des Zukunftswerks sucht nach Projekten, die sich durch eine ambitionierte Politik im Zusammenhang mit dem Arbeitsthema des aktuellen Arbeitszyklus auszeichnen. Wir nehmen Kontakt zu den identifizierten Kommunen auf und legen gemeinsam mit ihnen die Rahmenbedingungen für unsere Zusammenarbeit fest.
Haben Sie Interesse an einer Zusammenarbeit? Kontaktieren Sie uns gerne!
Forschung zu lokalen Erfahrungen
Um die politischen Handlungsempfehlungen auf der Grundlage lokaler Erfahrungen zu erarbeiten, nutzt das Zukunftswerk einen transdisziplinären und partizipativen Ansatz. Was bedeutet das?
Mit Hilfe qualitativer Methoden analysieren wir, wie lokale und regionale Akteur:innen ihre Transformationsprojekte umsetzen. Über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten führen wir Interviews mit vielen Engagierten durch, nehmen an ihren Treffen teil und beobachten, wie sich die verschiedenen Beteiligten positionieren. Ebenso analysieren wir ihre Kooperations-, Finanzierungs- und Handlungsweisen. Unsere Feldforscher:innen erhalten so ein detailliertes Verständnis dafür, welche Handlungsmöglichkeiten und welche Einschränkungen es für die lokale Transformation gibt.
Unser Ansatz ist partizipativ, denn wir diskutieren unsere Beobachtungen auch mit den lokalen Träger:innen der Transformationsprojekte und erarbeiten Ergebnisse gemeinsam. Diese lokalen Akteur:innen – öffentliche Bedienstete, politische Entscheidungstragende und Engagierte in der Zivilgesellschaft – profitieren unmittelbar von den Studien, die wir durchführen, um ihr eigenes Handeln zu stärken.
Der Vergleich der verschiedenen untersuchten Erfahrungen in Frankreich und Deutschland trägt dazu bei, Herausforderungen und Handlungsmechanismen bei sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Transformationsprozessen besser zu verstehen. Diese Vergleichsarbeit stützt sich auch auf wissenschaftliche Veröffentlichungen und die Aussagen der von uns interviewten Expert:innen. Dadurch stellen wir sicher, dass unsere Ergebnisse fundiert und in größerem Maßstab gültig sind.
Wir widmen uns ganz konkreten, ausgewählten „Transformationsgeschichten“, die die Herausforderungen und Chancen der Transformation veranschaulichen. Es erlaubt Entscheidungsträger:innen, die Perspektive der Kommunen einzunehmen, anstatt mit abstrakten Zahlen und Berichten konfrontiert zu sein. Ein Ansatz, der den Verantwortlichen in der Politik verdeutlicht, dass scheinbar nebensächliche Veränderungen auf nationaler Ebene sehr entscheidend für die lokale Ebene sein können.
Peer-Dialoge
Einer der Grundpfeiler des Deutsch-Französischen Zukunftswerks ist der Dialog. Dieser ist ein wichtiges Instrument, um lokale Lösungen zu identifizieren und zu verstehen. Angeregt durch die Ergebnisse unserer Feldforschung, bereichern die Dialoge die Handlungsempfehlungen, die wir den nationalen politischen Institutionen überreichen. Unsere Dialoge bringen Akteur:innen aus Frankreich und Deutschland zusammen: Mitarbeitende und Menschen in Führungspositionen in kommunalen Verwaltungen, Akteur:innen vor Ort und andere Entscheidungsträger:innen. Diese Räume des Dialogs fördern den gegenseitigen Erfahrungsaustausch, die gemeinsamen Überlegungen und die deutsch-französische Zusammenarbeit.
So verlaufen die Peer-Dialoge während eines Arbeitszyklus:
1 - Identifikation konkreter Themen von gemeinsamem Interesse zwischen mehreren Gebietskörperschaften durch Gespräche mit Kommunen oder Ergebnisse aus unserer Feldforschung. Zum Beispiel: Herausforderungen und Lösungen für die Einrichtung von Technik zur Erzeugung von Solarenergie in Stadtvierteln mit denkmalgeschütztem architektonischem Erbe.
2 - Vorbereitung des Peer-Dialogs: Literaturrecherche und Suche nach spannenden Erfahrungen durch Vorbereitungsgespräche; Erstellung von einführenden Informationsmaterialien, die für den Austausch relevante Kontextinformationen liefern (z.B. von institutioneller, rechtlicher, wirtschaftlicher Natur).
3 - Während des Dialogs: Das Sekretariat sorgt für eine professionelle zweisprachige Moderation und simultane Verdolmetschung aller Beiträge.
4 - Dokumentation des Peer-Dialogs auf der zweisprachigen kollaborativen Plattform des Zukunftswerks: Die Teilnehmenden können dort direkt miteinander in Kontakt treten und bei Bedarf vom Sekretariat übersetzte zusätzliche Ressourcen teilen.
5 - Auswertung und Analyse des Peer-Dialogs zur Ausrichtung der Feldforschung und zur Identifikation von Themen, die in den kommenden Dialogen vertieft werden sollen.
Die meisten Peer-Dialoge werden online mit einer Dauer von ca. zwei Stunden durchgeführt und bringen 10 bis 20 französische und deutsche Teilnehmende zusammen. Simultane Übersetzungen ermöglichen es, sich in der favorisierten Sprache auszudrücken. Jeder Dialog ist in zwei Teile gegliedert: Zunächst erzählen ein oder zwei Kommunen von ihren Erfahrungen zu dem gewählten Thema und beantworten die Fragen der anderen Teilnehmenden. Der zweite Teil widmet sich einem moderierten Austausch durch das Sekretariat des Zukunftswerks, der sich auf die Themen konzentriert, die die Teilnehmenden vertiefen möchten.
Insbesondere durch die online durchgeführten Peer-Dialoge konnte das deutsch-französische Team des Zukunftswerks seine Methoden optimieren und eine eigene Online-Moderationskultur etablieren. Die dabei gesammelten Erfahrungen sind maßgeblich in den Moderationsleitfaden für erfolgreiche und qualitativ hochwertige Online-Meetings eingeflossen.
Mehrmals im Jahr organisiert das Sekretariat Peer-Dialoge in Präsenz, um die persönlichen Kontakte zu fördern und den Austausch zu vertiefen. Diese Veranstaltungen bieten auch die Möglichkeit zu Exkursionen vor Ort. Sie bringen 20 bis 50 Teilnehmende für rund zwei Tage zusammen. Das Zukunftswerk übernimmt die Reisekosten und stellt auch hier die professionelle Moderation und simultane Verdolmetschung der Gespräche sicher.
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Die „Resonanzräume“ des Zukunftswerks
Das Deutsch-Französische Zukunftswerk entwickelt im Auftrag der Regierungen beider Länder politische Handlungsempfehlungen. Dafür bringen wir Expert:innen und Praktiker:innen aus Deutschland und Frankreich in Resonanzräumen zusammen. Ziel ist es, unter Einbezug vielfältiger Perspektiven voneinander zu lernen und bessere Rahmenbedingungen für sozial-ökologische Transformationen in beiden Ländern zu skizzieren.
Die in die Resonanzräume berufenen Expert:innen und Praktiker:innen diskutieren in einem dreistufigen Prozess über mehrere Monate. Ausgangspunkt des Arbeitsprozesses sind die Herausforderungen und Chancen, denen sich Städte und Gemeinden in beiden Ländern bei der praktischen Umsetzung sozial-ökologischer Transformation auf kommunaler Ebene stellen. Dafür bereiten wir die Erkenntnisse, die wir aus den Dialogen und der Begleitforschung mit unseren Partnerkommunen schöpfen, vergleichend und in Form von Transformationsgeschichten auf. In einem dialogischen Analyseprozess arbeiten wir heraus, wie Bund, Länder und die nationale Ebene in Frankreich die Umsetzung der Transformation vor Ort unterstützen und vorantreiben können.
Für unsere Resonanzräume bringen wir Menschen mit unterschiedlichen institutionellen Perspektiven und Fachwissen in einen deutsch-französischen Dialog. Die Mitglieder der Resonanzräume sind persönlich berufen. Wir wählen sie so aus, dass aus beiden Ländern Perspektiven der öffentlichen Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft vertreten sind. Die Vielfalt der Mitglieder trägt dazu bei, Zusammenhänge neu zu betrachten und kritisch zu untersuchen.