Zukunft gestalten im Schulterschluss

Von Frank Baasner, Co-Direktor des Deutsch-Französischen Zukunftswerks
Und Clément Beaune, Haut-Commissaire à la Stratégie et au Plan
Die deutsch-französischen Beziehungen können auf eine einmalige Dichte der Kooperationsstrukturen stolz sein: Keine andere bilaterale Beziehung kennt eine vergleichbare Architektur der Zusammenarbeit. Sie ist seit mehr als 60 Jahren gewachsen, die ersten Strukturen wurden sogar bereits wenige Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs geschaffen, lange bevor General de Gaulle und Konrad Adenauer mit dem Elysée-Vertrag 1963 die zukunftsweisende Kooperation besiegelt haben.
Und dennoch müssen die Instrumente der Zusammenarbeit immer wieder überdacht und neu inspiriert werden. Der Vertrag von Aachen 2019 hat dazu einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet. Es ist nicht nur ein Vertrag, der die besondere Rolle der deutsch-französischen Freundschaft betont, sondern der Aachener Vertrag gibt ein ambitioniertes Ziel vor: die Integration beider Länder und vor allem beider Gesellschaften.
In diesem Kontext ist das Deutsch-Französische Zukunftswerk entstanden. Eine sehr einleuchtende, naheliegende und doch sehr komplizierte Aufgabe ist dem Zukunftswerk in der gemeinsamen Regierungserklärung von Toulouse im Oktober 2019 mitgegeben:
Sich dieser umfassenden Aufgabe anzunehmen erfordert Kreativität und Ausdauer. In der ersten Arbeitsphase des Deutsch-Französischen Zukunftswerks, die sich von 2020 bis 2025 erstreckt hat, konnten wichtige Erfahrungen gesammelt werden. Trotz aller Unterschiede zwischen dem deutschen und französischen politischen System konnten gesellschaftliche Akteure, ausgehend von der kommunalen Ebene, in einen konstruktiven Dialog gebracht werden. Erneut hat sich gezeigt, dass die deutsch-französische Zusammenarbeit nur dann fruchtbar ist, wenn die Differenzen in den jeweiligen Systemen und den politischen Kulturen erkannt und akzeptiert werden. Unterschiede sind in der deutsch-französischen Kooperation die Regel, nicht die Ausnahme. Hierin liegt gerade der Mehrwert und die Kraft der Beziehungen. Der Dialog zwischen den Partnern kann dann gelingen, wenn er moderiert und von Institutionen organisiert wird, die den Vertretern aus Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung über die anfänglichen Hürden hinweghelfen und gemeinsam in Europa voranzukommen.
In den Dialogprozessen der vergangenen fünf Jahre hat sich gezeigt, dass die aktuellen Herausforderungen für beide Gesellschaften in der Substanz dieselben sind. Gute Lösungsansätze im Bereich der ökologischen Transformation – dies war das Leitthema der ersten drei Arbeitszyklen – erlauben es den Gebietskörperschaften, aber auch den nationalen Verwaltungen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren. Die fachliche Expertise kann durch den kontinuierlichen Dialog fruchtbar gemacht werden und zu konkreten Lösungsansätzen beitragen.
Nach den ersten fünf Jahren Zukunftswerk steht fest: Die deutsche und die französische Gesellschaft sind in der Lage, den Dialog auch zu komplizierten Zukunftsthemen zu führen, wenn es eine aktive Begleitung dieses Dialogprozesses gibt. Diese positiven Erfahrungen werden in die nächste Phase des Deutsch-Französischen Zukunftswerks einfließen.