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Wie die Mobilitätswende Grünflächen schaffen kann: der Park Léon Jaussely in Pau

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Parc Jaussely à Pau, piste cyclable
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Jaussely-Park in Pau
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Die französische Stadt Pau hat einen wasserstoffbetriebenen Bus eingeführt und gleichzeitig Straßen umgestaltet. Diese beiden Maßnahmen führten zu einer Neukonzeption des öffentlichen Raums: ein brachliegender Grünstreifen wurde in einen familienfreundlichen Park umgewandelt. Diese lokalen Erfahrungen bieten den Mitgliedern des Resonanzraums Einblicke und Inspiration für die Ausarbeitung der politischen Handlungsempfehlungen an die deutsche und französische Regierung.
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Bunte Spielplätze, Sportgeräte, Bänke im Schatten hoher Bäume: Der Park Léon Jaussely in Pau ist ein öffentlicher Raum, in dem jeden Tag Kinder spielen, Jugendliche aus der Nachbarschaft Sport treiben und Erwachsene jeden Alters frische Luft schnappen. Wer heute dort spazieren geht, kann sich kaum vorstellen, dass diese fast zwei Hektar große Fläche noch vor fünf Jahren ein vernachlässigter Mittelstreifen zwischen zwei stark befahrenen Verkehrsachsen war.

Diese Verwandlung wurde 2019 durch die Einführung des sogenannten „Fébus“ begünstigt. Der mit grüner Energie betriebene Wasserstoffbus ist der ganze Stolz des Stadtgemeinde Pau am Fuße der Pyrenäen – und seinen 161.000 Einwohner:innen, die sich auf 31 Gemeinden verteilen. Damit der Bus ein zuverlässiges Transportmittel mit hoher Taktung werden konnte, wurde ihm eine eigene Fahrspur gewidmet. Entlang der sechs Kilometer langen Nord-Süd-Trasse, die nun das Stadtzentrum von Pau mit den Außenbezirken verbindet, wurde der öffentlichen Raum, den der Bus durchquert, umfassend umgestaltet.

Ein „Niemandsland“ wird zugänglich

Um genug Platz für den Fébus und zusätzliche Radwege zu schaffen, wurden die vier Fahrspuren für den motorisierten Individualverkehr um die Hälfte reduziert. Durch diese Neuaufteilung der Straßen und die Einrichtung von Fußgängerüberwegen wurde der zuvor isolierte Grünstreifen für Fußgänger:innen gut zugänglich. Zahlreiche Sport- und Spielgeräte, gepflanzte Bäume und angelegte Spazierwege vervollständigen die neue Funktion des Areals als „grüne Lunge“ des Stadtteils.

Ein inspirierendes Beispiel für die Arbeit des Zukunftswerks

Im April 2023 wurde die Geschichte des Jaussely-Parks im Rahmen des Resonanzraums von Guilhem Massip, dem Leiter der Mission Energieeffizienz bei der Stadtgemeinde Pau vorgestellt. In München, teilte er seine Erfahrungen mit den anwesenden Mitgliedern des Resonanzraums, die die kommenden politischen Handlungsempfehlungen des Deutsch-Französischen Zukunftswerks erarbeiten. Die Maßnahmen aus Pau sind ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Mobilitätswende, Grünflächen und suffiziente Flächennutzung zusammengedacht werden können.

Indem der Umweltverbund Vorrang bekommt, werden Flächen frei, da dieser weniger Platz beansprucht als der motorisierte Individualverkehr. Diese Flächen können andere Bedürfnisse im Sinne einer nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung erfüllen – unter anderem die Nachfrage nach inklusiven Grünflächen im Quartier, die entscheidend für die Lebensqualität in der Stadt sind. Diese öffentlichen Räume dienen nebenbei auch den Zielen der städtischen Klimaanpassung und erhöhen die Akzeptanz von Nachverdichtungsmaßnahmen.

Mehrfachnutzung bringt unterschiedliche Ansprüche in Einklang

Die Teilnehmenden aus Deutschland interessierten sich besonders dafür, wie die Mobilitätswende und die Schaffung neuer Grün- und Erholungsflächen integriert geplant wurden und was die rechtlichen Voraussetzungen dafür waren. Das Konzept der Mehrfachnutzung wäre eine hilfreiche Strategie für Kommunen, um zwischen verschiedenen Ansprüchen an den öffentlichen Raum abzuwägen und Nutzungskonflikte im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu lösen.

In der Praxis scheitert Mehrfachnutzung laut den Teilnehmenden jedoch häufig an den unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, Rechtslagen sowie der Finanzierung. Außerdem erfordere dieser Ansatz bessere Koordination zwischen verschiedenen beteiligten Verwaltungseinheiten – die Kosten dafür werden aber selten durch bestehende Finanzierungsmöglichkeiten gedeckt. Außerdem stellten die Teilnehmenden fest, dass die vorherrschende Monofunktionalität in städtischen Räumen immer noch ein zu überwindendes Hindernis darstellt. Die Beispiele Park Jaussely und das Projekt des Grünspitz in München deuten jedoch auf einen Paradigmenwechsel hin, der sich seit einigen Jahren vollzieht.

Diese lokalen Erfahrungen aus der Praxis vor Ort inspirieren die Mitglieder der Arbeitsgruppe auch bei ihren nächsten Arbeitstreffen im Rahmen des Resonanzraums des Zukunftswerks im Juni und im September 2023. Dort werden sie sich den Rahmenbedingungen widmen, die sich ändern müssen, damit Kommunen ihren öffentlichen Raum multifunktional und gemeinwohlorientiert umgestalten können. Gemeinsam erarbeiten sie politische Handlungsempfehlungen, die das Zukunftswerk Ende 2023 an die deutsche und französische Regierung übergeben wird.

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Portrait Marion Davenas
Marion Davenas

Marion Davenas ist seit Januar 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutsch-Französischen Zukunftswerk. Sie hat Politikwissenschaften an der Sciences Po Paris und an der Freien Universität Berlin studiert. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Postkolonialismus, Rassismuskritik und kritisches Weißsein. Vor ihrer Tätigkeit für das Zukunftswerk arbeitete sie sieben Jahre für zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der diskriminierungskritischen Bildung. Seit 2019 ist sie zertifizierte Mediatorin. Im Deutsch-Französischen Zukunftswerk liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der Konzeption und Moderation von Dialogveranstaltungen mit und für Akteur:innen der sozial-ökologischen Transformation. Sie begleitet und unterstützt kollaborative und ko-kreative Prozesse und setzt interaktive und partizipative Methoden ein, um Räume für Dialog, Austausch und gegenseitiges Lernen zu schaffen.

https://www.rifs-potsdam.de/de/menschen/marion-davenas

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