Suffizienz im Kontext der Energiekrise: kommunale Lehren und Erfahrungen
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland konzentrieren sich die Maßnahmen zur Energiewende häufig auf die Nutzung erneuerbarer Energien und auf technische Verbesserungen, die den Verbrauch senken sollen. Die Energieeinsparungen, die durch Änderungen des Verhaltens, des Lebensstils und der kollektiven Organisation erreicht werden können, erhalten im Vergleich dazu deutlich weniger Aufmerksamkeit.
Dennoch haben viele Kommunen im Kontext der Energieversorgungskrise im Winter 2022/2023 Energieeinsparmaßnahmen entwickelt, die konkrete Vorschläge zur Förderung energieeffizienter Praktiken enthalten. So zum Beispiel die Stadt Lyon, die im Oktober 2022 18 kurz- und mittelfristige Maßnahmen erarbeitet hat, die innerhalb eines Jahres zu einer signifikanten Reduzierung des Energieverbrauchs geführt haben.
Am 23. Januar von 14:00 bis 16:00 Uhr trafen sich Vertreter:innen der Städte München, Lyon, Brest, Greifswald, Chemnitz, Metz und Pau online zu einem deutsch-französischen Peer-Dialog, um sich über die Wirksamkeit solcher Suffizienzstrategien auszutauschen, ihre Grenzen zu erkunden und die Relevanz dieser Maßnahmen im Kontext der Energiewende zu erörtern.
Peer-Dialoge
Einer der Grundpfeiler des Deutsch-Französischen Zukunftswerks ist der Dialog. Dieser ist ein wichtiges Instrument, um lokale Lösungen zu identifizieren und zu verstehen. Unsere Dialoge bringen Akteur:innen aus Frankreich und Deutschland zusammen: Mitarbeitende und Menschen in Führungspositionen in kommunalen Verwaltungen, Akteur:innen vor Ort und andere Entscheidungsträger:innen. Diese Räume des Dialogs fördern den gegenseitigen Erfahrungsaustausch, die gemeinsamen Überlegungen und die deutsch-französische Zusammenarbeit.
Die meisten Peer-Dialoge werden online mit einer Dauer von zwei Stunden durchgeführt und bringen 10 bis 20 französische und deutsche Teilnehmende zusammen. Simultane Übersetzungen ermöglichen es, sich in der favorisierten Sprache auszudrücken. Jeder Dialog ist in zwei Teile gegliedert: Zunächst erzählen ein oder zwei Kommunen von ihren Erfahrungen zu dem gewählten Thema und beantworten die Fragen der anderen Teilnehmenden. Der zweite Teil widmet sich einem moderierten Austausch durch das Sekretariat des Zukunftswerks, der sich auf die Themen konzentriert, die die Teilnehmenden vertiefen möchten.
Sie haben Fragen zur Veranstaltung? Zögern Sie nicht, auf uns zuzukommen!
Foto: © Johanna Fischer Photography
Thomas Spinrath ist Politikwissenschaftler und Transformationsforscher und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutsch-Französischen Zukunftswerk. Er begleitet in ko-kreativen Forschungsprozessen Städte auf dem Weg der sozial-ökologischen Transformation. Thomas Spinrath hat einen M.A. in Transformationsstudien (Europa-Universität Flensburg) und einen B.A. in Politik und Gesellschaft (Universität Bonn). Er ist Alumnus des europäischen Programms DialoguePerspectives. Discussing Religions and Worldviews.
Marion Davenas ist seit Januar 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutsch-Französischen Zukunftswerk. Sie hat Politikwissenschaften an der Sciences Po Paris und an der Freien Universität Berlin studiert. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Postkolonialismus, Rassismuskritik und kritisches Weißsein. Vor ihrer Tätigkeit für das Zukunftswerk arbeitete sie sieben Jahre für zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der diskriminierungskritischen Bildung. Seit 2019 ist sie zertifizierte Mediatorin. Im Deutsch-Französischen Zukunftswerk liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der Konzeption und Moderation von Dialogveranstaltungen mit und für Akteur:innen der sozial-ökologischen Transformation. Sie begleitet und unterstützt kollaborative und ko-kreative Prozesse und setzt interaktive und partizipative Methoden ein, um Räume für Dialog, Austausch und gegenseitiges Lernen zu schaffen.