Umweltpolitische Ziele mit sozialen Anforderungen verknüpfen: Lokale Strategien gegen Energiearmut

Im Jahr 2021 waren bereits circa 11 % der Personen aus dem Niedrigeinkommensbereich in Frankreich und Deutschland von Energiearmut bedroht. Der plötzliche Anstieg der Gas- und Strompreise infolge des Angriffskrieges gegen die Ukraine hat die Situation weiter verschärft. Neue Hochrechnungen zeigen, dass die Zahl seit 2022 drastisch gestiegen ist. Ganz gleich ob Eigentümer:in oder Mieter:in, ob in Ein- oder Mehrfamilienhäusern wohnhaft – viele von ihnen leben in schlecht isoliertem Wohnraum mit veralteten Heizanlagen. Die hohen Energierechnungen, die für die Betroffenen immer schwerer zu bezahlen sind, bedrohen ihre Existenzgrundlage und ihre Gesundheit.
Diese Haushalte können nicht auf eine umfassende Gebäudesanierung warten, die von den Regierungen in Deutschland und Frankreich bis 2050 angestrebt wird aber nur schwerfällig voranschreitet. Welche Sofortmaßnahmen stehen den Kommunen zur Verfügung, um den von Energiearmut gefährdeten Personen zu helfen?
Eléonore Vinais koordiniert das französische Programm SLIME, das Kommunen eine Methode vorstellt, mit der von Energiearmut bedrohte Personen identifiziert und unterstützt werden können. Gladys Grelaud ist Leiterin der Abteilung Habitat Durable („Nachhaltiger Wohnraum“), und verantwortlich für die Abteilung zur Bekämpfung drohender Energiearmut (Lutte contre la précarité énérgetique) in der französischen Großstadt Brest. Am 31. Januar 2024 von 12:30 bis 13:30 Uhr waren die beiden Expert:innen in unserer Transformationsküche zu Gast.
Gemeinsam haben wir einen Blick auf konkrete Maßnahmen geworfen, die auf der lokalen Ebene umgesetzt werden, um die von der Energiekrise am stärksten betroffenen Haushalte zu unterstützen. Der Austausch bot auch die Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie Energieeinsparungen und die Verbesserung von Lebensbedingungen effektiv miteinander verbunden werden können.
Die Transformationsküche
Gute Gespräche und neue Ideen kommen oft außerhalb von klassischen Meetings zustande – zum Beispiel in der Mittagspause. Mit der Transformationsküche möchten wir einen Raum öffnen, um uns ähnlich wie beim ungezwungenen Plaudern in der Kaffeeküche zu Fragen aus dem Themenkomplex „Kommunale Wärmewende: planen, renovieren, reduzieren“ auszutauschen.
Die Transformationsküche findet in der Mittagspause statt: allen Teilnehmenden ist es explizit gestattet, während der Veranstaltung zu essen. Wer mag, kann gerne das Büro verlassen und sich aus der Küche zuschalten.
Die Transformationsküche ist ein kurzes, entspanntes Diskussionsformat: Wir treffen uns nur für eine knappe Stunde - genug, um Appetit auf Mehr zu bekommen!
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Französisch statt und wird simultan gedolmetscht.
Sie haben Fragen zur Veranstaltung? Zögern Sie nicht, auf uns zuzukommen!

Marion Davenas ist seit Januar 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutsch-Französischen Zukunftswerk. Sie hat Politikwissenschaften an der Sciences Po Paris und an der Freien Universität Berlin studiert. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Postkolonialismus, Rassismuskritik und kritisches Weißsein. Vor ihrer Tätigkeit für das Zukunftswerk arbeitete sie sieben Jahre für zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der diskriminierungskritischen Bildung. Seit 2019 ist sie zertifizierte Mediatorin. Im Deutsch-Französischen Zukunftswerk liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der Konzeption und Moderation von Dialogveranstaltungen mit und für Akteur:innen der sozial-ökologischen Transformation. Sie begleitet und unterstützt kollaborative und ko-kreative Prozesse und setzt interaktive und partizipative Methoden ein, um Räume für Dialog, Austausch und gegenseitiges Lernen zu schaffen.