Deutsch-französische Fachkonferenz am 29. März 2023 in Paris: Energieeffizienz in Gebäuden und im Gewerbe
Von Marie-Cécile Milliat
Aus dem Französischen übersetzt von Annette Kulzer
Da der Gebäudebestand rund 40 % der Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union verursacht, ist die energetische Gebäudesanierung heute eine große Herausforderung und ein wichtiger Ansatz, um bis 2050 die CO₂-Neutralität zu erlangen. In Frankreich besitzen mehr als 5 Millionen Wohnungen die Energieeffizienzklassen G und H am Ende der Energie-Skala. In Deutschland werden noch immer über 70 % der Gebäude mit den fossilen Brennstoffen Gas und Öl beheizt. Daher bringt die DFIHK regelmäßig deutsche und französische Akteur:innen und Unternehmen zusammen, die diesen Herausforderung mit Produkten, Technologien oder Dienstleistungen innovativ begegnen.
„Jeder Wohnraum ist ein Prototyp“
Vor diesem Hintergrund diskutierten Expert:innen in thematischen Runden Tischen u. a. moderiert von Andreas Rüdinger, Koordinator für Energiewende in Frankreich beim Institut für Nachhaltige Entwicklung und Internationale Beziehungen in Paris (IDDRI). Vor Ort forderten die Teilnehmenden beider Länder, dass Kräfte gebündelt und aktuelle Gebäudebestände besser erfasst und analysiert werden müssen. Auch die Besonderheiten in Bezug auf den Denkmalschutz am Beispiel der Haussmann-Architektur in Paris wurde erörtert. Marco Schmidt, Forscher am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) der TU Berlin betonte, dass jeder Wohnraum ein „Prototyp“ mit eigenen Merkmalen sei, der daher individuelle Lösungen erfordere. Die gebe es auch in großer Zahl – doch ein Problem sei das unübersichtliche Labyrinth aus internationalen und nationalen Gesetzen, Vorschriften und Fördermitteln.
Mit dem bottom-up Ansatz Richtung Zukunft
Weiterhin fordern die Referierenden eine Beschleunigung und Vereinfachung der Prozesse auf beiden Seiten des Rheins, da der Zeithorizont bis 2050 eine im Immobiliensektor sehr kurze Zeitspanne darstelle. Im Gespräch unterstrich Philippe Pelletier, Präsident des Ausschusses Nachhaltiges Bauen (Plan Bâtiment Durable), dass für eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zudem verstärkt auf einen Bottom-Up-Ansatz gesetzt werden müsse – so, wie es das Deutsch-Französische Zukunftswerk bereits vormacht. Aufgrund der Dringlichkeit und Relevanz dieser Themen, werden im dritten Arbeitszyklus des Zukunftswerks die Energiewende, energetischen Gebäudesanierung u.v.m. im Mittelpunkt der Forschungen und dessen Arbeit stehen. Die Veröffentlichung der daraus resultierenden politischen Handlungsempfehlungen wird für Ende 2024 erwartet und richtet sich an nationale und internationale Entscheidungsträger:innen.