Klimaneutral bis 2035 durch erneuerbare Fernwärme
Was Greifswald auszeichnet
Mehr als zwei Drittel aller Haushalte in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald sind an das 95 km lange Fernwärmenetz angeschlossen. Aktuell werden über die Fernwärmeversorgung rund drei Viertel der im Stadtgebiet benötigten Wärme zur Verfügung gestellt. Die Umstellung des Wärmenetzes auf erneuerbare Energiequellen ist somit für die Stadt ein zentraler Hebel für die Erreichung ihres Klimaneutralitätsziels bis 2035. Bisher stammt ein Großteil der Wärme noch aus der fossil betriebenen Kraft-Wärme-Kopplung. In einem Klimaschutzteilkonzept legte die Stadt 2015 ein konkretes Szenario vor, wie die Fernwärmeversorgung der Stadtwerke, welche zu 100 Prozent der Kommune gehören, klimaneutral werden kann.
Im Jahr 2022 haben die Stadtwerke den Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung der Dekarbonisierungsstrategie gelegt: Das zu dieser Zeit größte Solarthermiefeld Deutschlands wurde in Betrieb genommen. Die etwa vier Hektar große Anlage ist dafür ausgerichtet, rund 8 GWh pro Jahr an Wärme zu erzeugen. Damit können allein durch diese Anlage mehr als 3 Prozent des jährlichen Bedarfs gedeckt werden. Bereits in Planung ist der weitere Ausbau der erneuerbaren Energieanteile an der Fernwärme. Ein ca. 6.000 Kubikmeter großer Wärmespeicher soll den bestehenden Wärmespeicher ergänzen und somit die Nutzung der im Sommer erzeugten Wärme in der kalten Jahreszeit unterstützen. Die Stadtwerke realisieren zudem derzeit eine Luft-Großwärmepumpe. Eine Power-to-Heat-Anlage, welche die Überschüsse aus der Windstromproduktion für das Wärmenetz nutzbar machen soll, wurde bereits in Betrieb genommen. 2021 wurde ein BHKW auf den Betrieb mit Biomethan umgestellt. 2024 soll ein weiteres BHKW umgestellt werden.
Energetische Stadtsanierung
Um die Wärmewende voranzubringen ist es ebenfalls notwendig den Energie- bzw. Wärmebedarf zu senken. Für ein Plattenbaugebiet im Stadtteil Ostseeviertel-Ryckseite erstellt die Stadt Greifswald dazu ein Integriertes Energetisches Quartierskonzept. Bereits seit einigen Jahren verfolgt die Stadt hier eine Strategie zum Stadtumbau. Mit einem integrierten Quartierskonzept treibt die Stadtverwaltung nun zusammen mit den Stadtwerken Greifswald und den Wohnungsbauunternehmen die energetische Sanierung im Viertel voran. Gemeinsam erarbeiten sie ein Konzept, um energetische Einsparpotenziale und die Minderung von Treibhausgasemissionen durch Gebäudesanierung, erneuerbare Energieträger, Gebäude- und Flächenbegrünung sowie nachhaltiger Mobilität aufzuzeigen. Gefördert wird die Konzepterstellung und das sich anschließende Sanierungsmanagement durch das KfW-Programm 432 Energetische Stadtsanierung – Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier.
Mehr erfahren über Greifswald
Der größte Arbeitgeber der Stadt ist die Universität Greifswald und die daran angeschlossene Universitätsmedizin. Dank der Universität sowie weiterer Unternehmen und Forschungseinrichtungen hat sich die Hansestadt zu einem wichtigen Technologie- und Forschungsstandort in der Region entwickelt, der vor allem in den Bereichen Medizin, Plasmaphysik und Maritimes aktiv ist.
Im Juni 2022 beschloss die Bürgerschaft der Stadt, dass Greifswald bis 2035 klimaneutral werden soll. Die Mehrheit der Bürgerschaft steht den Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen positiv gegenüber. An der Verwaltungsspitze steht seit 2015 der direkt gewählte Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen).
1958: Inbetriebnahme des ersten Heizkraftwerkes. In den darauffolgenden Jahrzehnten kontinuierlicher Ausbau des Wärmenetzes und Bau neuer Kraftwerke.
Dezember 2015: Das Klimaschutzteilkonzept für den Bereich Wärme zeichnet den Weg für die Dekarbonisierung der Fernwärme vor.
September 2017: Die Stadt legt ihren Masterplan 100 % Klimaschutz vor. Er entwirft konkrete Maßnahmen, um bis 2050 klimaneutral zu werden.
Juni 2022: Die Bürgerschaft beschließt das städtische Klimaneutralitätsziel 2035. Der Masterplan soll auf das neue Zieljahr hin angepasst werden.
Juni 2022: Die Solarthermieanlage Helmshäger Berg wird in Betrieb genommen – die bis dato größte Anlage Deutschlands.