Der Wasserstoffbus in Pau: ein Reallabor
Was Pau als Initiative auszeichnet
Pau hat den Schritt in die Wasserstoffmobilität gewagt. Fébus ist das weltweit erste Schnellbussystem, das mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie betrieben wird und neben Wasserdampf keinerlei giftigen Emissionen ausstößt. Die Busse werden automatisch mit 100 Prozent lokal erzeugtem Wasserstoff aufgeladen. Seitdem der Fébus Ende 2019 in Betrieb genommen wurde, stieg die Zahl der Fahrgäste auf der 6 km langen Buslinie zwischen Bahnhof und Krankenhaus von Pau um 20 Prozent an. Das Projekt hat sich zu einem echten Motor für eine nachhaltige Stadtplanung entwickelt.
Mit seinem Wasserstoffbus ist Pau ein Real-Life-Labor für die Energiewende. Das neue Wasserstoffbusnetz ist eine zentrale Achse des Stadtprojekts Pau 2030, das auf die Stadterneuerung mehrerer Stadtteile und die Umwandlung ehemaliger Industrieflächen abzielt: Stadtteile entlang der Strecke werden renoviert, Flächen begrünt, Radwegen wird mehr Platz eingeräumt, um den Energieverbrauch zu senken. Luftverschmutzung reduzieren, Verkehrsachsen begrünen, Pau als Exzellenz-Region im Bereich der Energiewirtschaft stärken – diese positiven Effekte bringt der Wasserstoffbus für die Region.
Beispiele für das Transformationspotenzial sind der Stadtteil Saragossa und das Viertel am Gave-Ufer: Marode Bausubstanz aus den 1960er-Jahren macht in Saragossa Platz für ein modernes Ökoquartier. Es gewinnt nicht nur als Wohnviertel mit sozialer Teilhabe an Attraktivität, sondern stärkt auch den lokalen Handel. Das Viertel am Gave-Ufer wiederum wird durch Wasserplätze, Kultur- und Sportangebote neu belebt. Zur nachhaltigen Energieversorgung wurde das Viertel an das kommunale Fernwärmenetz angeschlossen.
Ob das europäische Label Cap Cit’ergie (2018) oder das von der französischen Energie- und Umweltagentur ADEME vergebene Label Économie circulaire (Kreislaufwirtschaft, 2021): Pau ist Vorreiter der Wasserstoffmobilität auf nationaler und europäischer Ebene. Ihren Erfolg hat die Region ihrer historisch gewachsenen Expertise im Gassektor zu verdanken. Diese Expertise möchte Pau nun seinem Klimaaktionsplan entsprechend für den Ausbau erneuerbarer Energien, speziell für den Wasserstoff, nutzen und die wirtschaftliche Attraktivität der Region unterstützen.
Die Erfahrungen aus Pau liefern wertvolle Informationen darüber, ob Wasserstoff-Brennzellenantriebe eine geeignete Alternative zu herkömmlichen Motoren sind. Auch in Städten wie Paris, Lyon, Nantes, Toulouse und Straßburg werden wasserstoffbetriebene Mobilitätslösungen getestet. Für Gebietskörperschaften, die sich mit „sauberen Fahrzeugen“ ausstatten wollen (wie zum Beispiel die Region Île-de-France bis 2029), stellt sich die Frage, ob Wasserstoff eine finanziell tragfähige Lösung ist: Die Kosten für Transportsysteme wie den Fébus sind sehr hoch und stellen ein Hindernis für ihre Entwicklung dar.
Die Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Zukunftswerk
Für die ADEME ist Wasserstoff das fehlende Glied in der Energiewende, da er die Speicherung von erneuerbaren Energien ermöglicht. Wie können die praktischen Erfahrungen mit Wasserstoff-Mobilität aus Pau Kommunen jenseits des Rheins zugutekommen? Und wie sieht die Zukunft des Wasserstoffs konkret in Deutschland und Frankreich aus? Welche positiven Effekte können lokale Innovationen im Bereich der Energiepolitik und der Ausbau eines kommunalen Wärmenetzes auf eine nachhaltige Stadtentwicklung haben? Zu diesen Fragen tauschen wir uns mit Pau und den anderen Initiativen des 2. Arbeitszyklus aus.
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Wirtschaftlicher Kontext:
Die Agglomeration Pau erfuhr einen wirtschaftlichen Aufschwung, als in den 1950-er Jahren Gasvorkommen im Lacq-Becken entdeckt wurden. Große Akteure aus dem Gassektor, darunter Total Energies, siedelten sich im Großraum Pau an und sind auch heute noch in der lokalen Wirtschaft vorherrschend.
Politischer Kontext:
Pau gehört zum Kommunalverband Communauté d’agglomération Pau Béarn Pyrénées (kurz: Agglomération Pau), der 2017 gegründet wurde und 31 Kommunen umfasst. Der Verwaltungssitz befindet sich in der Stadt Pau. Seit 2014 ist François Bayrou, der 2007 die Zentrums-Partei MoDem (Mouvement démocrate) gründete, Bürgermeister von Pau. Er hat gleichzeitig den Vorsitz des Kommunalverbands Pau inne.