Ökologische Vorzeige-Kommune mit Kohlevergangenheit

Ville / Stadt
Loos-en-Gohelle
Thème(s) / Themen
Partizipation und Gerechtigkeit
Image / Bild
carte de l'Europe
Image principale / Bild
Administrateur
Mi., 25.05.2022 - 10:48
Image / Bild
Loos terrils 1
Légende
Foto: Loos-en-Gohelle (CC BY-SA 2.0, Flickr)
Accroche / Aufhänger
Nach dem Ende des Kohleabbaus im Jahr 1986 setzte die nordfranzösische Kleinstadt Loos-en-Gohelle auf die kollektive Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Mithilfe einer partizipativen Kulturpolitik gelang es der Kommune, die Bürger:innen für die sozial-ökologische Transformation zu mobilisieren.
Einwohner
6.879 (2019)
Region
Hauts-de-France
Contenu / Inhalt
Titre de la section / Titel

Die Aufwertung der Bergbaukultur

Texte / Text

Seit über 20 Jahren dokumentiert die Gemeinde ihre Erfahrungen mit dem Strukturwandel und verfügt über strukturierte Methoden der Analyse und Bewertung ihrer eigenen Ansätze. Darüber hinaus stellt sie dieses Wissen im Rahmen der „Villes pairs“-Workshops auch anderen Gemeinden und Initiativen zur Verfügung.

Gemeinsam haben wir untersucht, inwieweit die Identifikation der lokalen und regionalen Akteur:innen mit ihrer Region und ihrer Geschichte maßgebend für die Resilienz und den ökologischen Wandel dieser Gemeinde waren.

Titre / Titel

Geschichte

Contenus des colonnes / Inhalt des Säules
Wirtschaftlicher Kontext
Description / Beschreibung

Loos-en-Gohelle war bis 1986 eine Bergbaustadt. In Folge der Schließung ihrer Bergwerke, richtete sich die Gemeinde auf eine nachhaltige Wirtschaft aus.

Politischer Kontext
Description / Beschreibung

Loos-en-Gohelle zeichnet sich durch eine hohe politische Stabilität aus: Der 1977 gewählte Bürgermeister, Marcel Caron (sozialistische Partei, starke ökologische Ausrichtung), blieb bis 2001 im Amt. Sein Sohn, Jean-François Caron (Europe Écologie Les Verts), löste ihn ab und ist der derzeitige Bürgermeister. Dessen Nachfolger zur Mitte der aktuellen Amtszeit wird der ehemalige Verwaltungschef Geoffrey Mathon.

Témoignage / Text
Mehr zu unserer Zusammenarbeit mit Loos-en-Gohelle:
Texte / Text

Der Wandel von Loos-en-Gohelle „von schwarz zu grün“ erlangte sowohl in den Medien als auch in Politik und Wissenschaft große Aufmerksamkeit. Über die Rolle der Kultur als Werkzeug in diesem Transformationsprozess ist hingegen weniger bekannt. Das Zukunftswerk hat die Rolle partizipativer Kulturarbeit in dem von der Stadtverwaltung von Loos-en-Gohelle angestoßenen Veränderungsprozess analysiert.

Titre / Titel

Forschungsbericht des Deutsch-Französischen Zukunftswerks zu Loos-en-Gohelle

Texte / Text

Ausgehend von der Erfahrung aus Loos-en-Gohelle und anderen Kommunen empfiehlt das Zukunftswerk, lokale partizipative Kulturarbeit als Hebel für sozial-ökologische Transformation und entscheidenden Faktor für wirtschaftliche und soziale Resilienz anzuerkennen und ihre Nutzung durch Städte und Gemeinden zu fördern. 

Titre / Titel

Handlungsempfehlung 5: Der Aktionsvorschlag aus dem Resonanzraum

Titre de la section / Titel

Weiterlesen: Transformation durch kulturelle Mitgestaltung

Texte / Text

Hier finden Sie den Artikel Transformation durch kulturelle Mitgestaltung. Die Bergbaustadt Loos-en-Gohelle von Dr. Julia Plessing, wissenschaftliche Projektleiterin beim Zukunftswerk.

Titre de la section / Titel

Zeitstrahl

Texte / Text

1984   Erstes Festival „Les Gohelliades“

1989   Gründung des Vereins „La chaîne des terrils“

1990   Gründung des Nationaltheaters „Culture commune“

1995   Überarbeitung und partizipative Evaluierung des Flächennutzungsplans

1997   Ökologische Bauweise von Häusern

2000   Annahme der Charta zur Lebensumwelt

2010   Eröffnung des Solarkraftwerks LumiWatt

2014   Loos-en-Gohelle wird „Modellprojekt für die Umgestaltung zu einer nachhaltigen Stadt“

2018   Beginn der Peer-Cities Workshops

2020   Gründung der Fabrique des Transitions

Titre de la galerie / Galerietitel

Loos-en-Gohelle in Bildern

Images / Bilder
Image / Bild
Ein riesiger Schal zur Dekoration der Abraumhalde
Patchwork sur les terrils_Loos-en-Gohelle.JPG
Légende
Das Gemeinschaftsprojekt "Loos Tch' Tricote" ist seit 2009 an der Herstellung eines riesigen Wollschals beteiligt, um den Aufnahmeantrag des Kohlereviers in die Liste des UNESCO-Welterbes zu unterstützen. Die anfängliche Idee der Frauen vom Betreuten Wohnen war die Herstellung einder Decke, welche die gesamte Halde bedeckt. Dieser Vorschlag stieß auf Probleme bei Installation und Sicherung, für die schwere Maschinen erforderlich gewesen wären. Nach Gesprächen mit der Stadtverwaltung wurde im Rahmen der Aktion "Mission Patchwork" ein 300 Meter langer und 1,5 Meter breiter Schal hergestellt. Nachdem zahlreiche Einwohner:innen von Loos-en-Gohelle für die Herstellung des Schals mobilisiert worden waren, musste eine Menschenkette aus 400 Freiwilligen von der Spitze bis zum Fuß der Halde gebildet werden. Anschließend wurde der Schal als Tischtuch für ein großes generationsübergreifendes Picknick verwendet.
Image / Bild
Die Bergbaustätte „Base 11/19“ und die Halden heute
la base 9/11_Loos-en-Gohelle.JPG
Légende
Nach dem Ende des Kohlebergbaus 1986 wurde die vom Rückbau bedrohte Bergbaustätte „Base 11/19“, die aus ehemaligen Gebäuden des Kohlebergbaus und einer Kohlebahn bestand, durch das Engagement der Stadtverwaltung von Loos erhalten und restauriert. Sie wurde dann zu einem Zentrum für nachhaltige Entwicklung. Sie beherbergt unter anderem den Kulturverein „Chaine des Terrils“, das Ressourcenzentrum für Nachhaltige Entwicklung (CERDD) und das Künstler:innenprojekt „Culture Commune“. Die Base 11/19 steht für die Neuorientierung von Loos-en-Gohelle auf andere Tätigkeitsbereiche, getreu dem lokalen Motto: „Aus Schwarz wird Grün.“
Image / Bild
Die Kirche St. Vaast: Eine Kirche mit Photovoltaikanlage
Eglise St. Vaast_Loos-en-Gohelle.JPG
Légende
Die Kirche St. Vaast im Zentrum von Loos-en-Gohelle brauchte ein neues Dach. Ein Schieferdach war für das städtische Budget zu kostenintensiv. Die Stadtverwaltung engagiert sich für Innovation und nachhaltige Entwicklung und hat nationale und europäische Fördertöpfe erschlossen, um das Dach mit Solarpaneelen zu decken. Die komplette Maßnahme hat die Stadtverwaltung nicht nur weniger gekostet als ein Schieferdach, sondern generiert seit 2013 ein jährliches Zusatzeinkommen von ca. 4.000 € durch den Verkauf des erzeugten Stromes an Enercoop, eine grüne Stromgenossenschaft.
Image / Bild
Der „50/50-Ansatz“ und der Skater:innenpark von Loos-en-Gohelle
Skate park_Loos-en-Gohelle.JPG
Légende
Dieses Instrument, das im Jahr 2000 von der Stadtverwaltung von Loos-en-Gohelle entwickelt wurde, zielt darauf ab, die Initiativen der lokalen Bevölkerung zu fördern, zu unterstützen und zu entwickeln. Wenn Bürger:innen, Gruppen von Einwohner:innen, ein Verein, eine Schule usw. aus Loos eine Idee oder eine Forderung haben, wie das Lebensumfeld verbessert werden kann, können sie sich an die Gemeinde wenden. Wenn sie sich für die Umsetzung eines Projekts engagieren und dessen dauerhaften Erhalt sicherstellen, unterstützt das die Stadtverwaltung finanziell und technisch. Umsetzung und Leitung erfolgen durch die Antragsteller:innen bzw. in Zusammenarbeit mit der Kommune.
Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren haben auf diese Weise bei der Gestaltung eines neuen Skater:innen-Areals in Loos-en-Gohelle beigetragen. Die Jugend hat sich diesen Raum zu eigen gemacht und sorgt selbstbestimmt für die Einhaltung der Nutzungsregeln, die gemeinsam mit ihr aufgestellt wurden.
Image / Bild
Gemeinschaftsgarten „Cœur de Loos“ („Herz von Loos“)
jardin coeur de Loos_Loos-en-Gohelle
Légende
In der Stadtmitte, in der Nähe des Rathauses, wurde dieser Gemeinschaftsgarten gemeinsam mit dem Verein „Les Anges Gardins“ (etwa: die Gartenengel), den es in der Region Hauts-de-France seit 1998 gibt, geschaffen. Darin können die Bewohner:innen in Selbstverwaltung gemeinsam gärtnern und ernten. Obwohl 15 Anwohner:innen an der Gestaltung des Gemeinschaftsgartens mitwirkten, stellte die ADEME im Jahre 2016 fest, dass die Beteiligung der Anwohner:innen im Laufe der Zeit nachließ und das Projekt sich selbst überlassen wurde (zu dieser Zeit trugen nur noch drei Anwohner:innen zur Pflege des Gartens bei).
Image / Bild
Das „Quartier Ouest“ von Loos-en-Gohelle - ein zukünftiges Ökoviertel
Quartier Ouest-Loos-en-Gohelle.JPG
Légende
2009 wurden mit Hilfe des Eingliederungsbetriebs Chênelet im „Quartier Ouest“ von Loos-en-Gohelle sechs Sozialwohnungen zwischen 55 m² und 110m² in Ökobauweise errichtet. Dieses recht abgelegene Stadtviertel befindet sich in großen wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten. Seit mehreren Jahren arbeitet die Stadtverwaltung an einem neuen Erschließungsprojekt in den Vororten „5“, „Belgique“ und „Bellevue“ sowie einer Bergbaubrache von 35 Hektar dazwischen. Für die Gemeinde ist dieses Projekt ein Vorbote für die nachhaltige Zukunft dieses Viertels, in dem 28 % der Bevölkerung von Loos leben. Es ist geplant, ein Öko-Viertel mit etwa einhundert Wohnungen zu schaffen, um dieses Gemeindegebiet aufzuwerten. Der Erschließungsantrag für den Standort liegt seit Anfang 2021 zur öffentlichen Konsultation und Stellungnahme aus.