Strukturwandel im Burgenlandkreis

Ziel unserer Zusammenarbeit ist es, aus der Perspektive der lokalen und regionalen Akteur:innen heraus, Hebel und Wege für die mit dem Strukturwandel im Zusammenhang stehende Resilienz zu identifizieren. Dabei beleuchten wir die folgenden zentralen Fragen: Wie begreifen lokale und regionale Akteur:innen ‘Resilienz’ und wie gehen sie diese Prozesse an? Welche Auswirkungen hatte und hat der ‘Strukturbruch’ der 90er Jahre auf die Ansichten und Lebenswelten von Menschen in der Region? Welche neuen Herausforderungen verbinden die Menschen mit dem aktuellen Strukturwandel? Gemeint ist damit der deutschlandweite Kohleausstieg und die damit einhergehende Stilllegung des MIBRAG-Tagebaus Profen und das Aus begleitender Industriezweige. Wie stellen sich die Bürger:innen die Zukunft ihrer Region vor? Was sind wesentliche Hebel und Wege, Problemen wie der Abwanderung von erwerbsfähigen Menschen und Familien sowie dem Verlust von Arbeitsplätzen entgegenzuwirken?
Beginn der Braunkohleförderung und damit verbundene industrielle Entwicklung.
Mitteldeutschland avanciert zum wichtigsten deutschen industriellen Zentrum.
Deindustrialisierung. 80% der Chemiearbeiter:innen und 90% der Bergleute verlieren ihren Arbeitsplatz, 2/3 davon Frauen. ¼ der Zeitzer Einwohner:innen wandert ab.
Das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ und „Kohleaus-stiegsgesetz“ werden verabschiedet.
Das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ und „Kohleausstiegsgesetz“ werden verabschiedet.
Zahlreiche Projekte werden im Rahmen der Strukturstärkung durch den Bund gefördert.
Offizielle Eröffnung der Zeitzer Stabsstelle für Strukturwandel „Projektbüro Stadt der Zukunft“.

Im 19. Jahrhundert entwickelt sich Zeitz zur Industriestadt. Sie wird unter anderem als Zentrum der deutschen Kinderwagenindustrie, des Maschinen- und Klavierbaus bekannt. Viele dieser Betriebe wurden nach 1990 geschlossen. Inzwischen konnten einige der ehemaligen Betriebsstandorte neu belebt und so neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Stadt ist zugleich jedoch stark von Überalterung und Wohnleerstand betroffen. Außerdem steht die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) – ein langjähriger, wichtiger Arbeitgeber der Region – vor großen strukturellen Herausforderungen.

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die Region um Hohenmölsen zum Zentrum des Bergbaus. Durch den Zuzug von Arbeitskräften in der Montanindustrie wächst die Stadt zunächst. Zudem siedelten in den 1930er Jahren Menschen aus umliegenden Gemeinden, die für den Bergbau weichen mussten, nach Hohenmölsen um. Nach 1990 verlor der Bergbau jedoch zunehmend an Bedeutung. Seit den 2000ern ist die Stadt zudem von Abwanderung und Überalterung betroffen.
Seit 1989 stieg im Zuge der Deindustrialisierung die Abwanderung in beiden Städten: In Hohenmölsen nahm die Bevölkerung von 2011 bis 2018 um 6,6 % ab. Besonders hoch ist der dortige Bevölkerungsrückgang in den eingemeindeten Ortschaften, in denen keine oder unzureichende Angebote zur allgemeinen Daseinsvorsorge bestehen. Dies führt zu einem wachsenden Wohnungsleerstand. In Zeitz gab es 2019 circa 5.000 leerstehende Wohnungen. Das entspricht 23 % des Stadtgebiets. 44 % der Wohnungen in der Zeitzer Altstadt sind derzeit unbewohnt. Wir erwarten, dass sich dieser Trend bis 2030 verstärkt.
Gleichzeitig erwarten wir, dass sich der Trend der Überalterung im Landkreis Zeitz und Hohenmölsen fortsetzt. Besonders der Kohleausstieg wird die Region treffen und der jahrzehntelang intensiv betriebene Bergbau hinterlässt zahlreiche Altlasten. Auch diese erfordern weiterhin umfangreiche Sanierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen.
Das Zusammenwirken relevanter lokaler und regionaler Akteur:innen ist unerlässlich. Indem wir Landkreise, Gemeinden, zivilgesellschaftliche Organisationen und Bürger:innen in einen partizipativen Planungsprozess einbeziehen, möchten wir zu einer positiven Gestaltung von Strukturwandel in der Region beitragen. Auch die vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzepte (ISEK) und Leitbilder entstanden im Bottom-up-Ansatz, unter Beteiligung von Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Bürgerschaft. Dieser Entwicklungsprozess umfasste unter anderem Sitzungen und Workshops sowie eine öffentliche Entwurfsauslage.
Gut wohnen mit weniger Leerstand als zur Zeit
Sicherung der Orte als Wirtschaftsstandort
Klimaschutz und Landschaftsentwicklung
Stärkung überregionaler Infrastruktur und interkommunaler Kooperation
